Literatur für Mikroskopiker
   
Kremer, B.P.: Das große Kosmos-Buch der Mikroskopie:

Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co., Stuttgart, 2002, 317 Seiten, 451 Farbfotos, 17 Schwarzweiß-Fotos, 115 Zeichnungen
€ 39,90
ISBN 3-440-08989-4

Literatur für Mikroskopiker ist mittlerweile sehr dünn gesät. Umso neugieriger machen natürlich die wenigen sporadischen Neuerscheinungen. Was steckt also hinter diesem recht umfangreichen Werk?

Zunächst einmal handelt es sich nicht um ein Buch, in dem der Einsteiger in die Geheimnisse der Handhabung des Mikroskops eingeführt wird. Die Technik des Mikroskops wird auf wenigen Seiten nur oberflächlich und folglich manchmal nicht ganz exakt angerissen. Man erfährt beispielsweise, dass es optische Kontrastverfahren, wie den Phasenkontrast, gibt - über Hintergründe und Handhabung erfährt man jedoch fast nichts.

Wer jedoch Antworten auf die Fragen:
"Was kann ich mikroskopieren?"
"Wie komme ich an das gewünschte Untersuchungsmaterial?"
"Wie muss ich das Material präparieren?"
sucht, der findet in dem vorliegenden Buch eine enorm ergiebige Informationsquelle. Im Vordergrund steht somit das mikroskopische Präparat.

Das Buch ist übersichtlich und durchdacht strukturiert. Nach einem Ausflug in die Geschichte der Mikroskopie befassen sich die folgenden Kapitel mit allen nur denkbaren mikroskopischen Präparaten:

  • Erkundungen in der unbelebten Natur (z.B. Kristalle, Kunststoffe, Schneekristalle - 15 Seiten)
  • An der Schwelle des Lebens (Viren, Bakterien, Blaualgen - 17 Seiten)
  • Die Zelle und ihre Bestandteile (29 Seiten)
  • Einzeller und andere Protisten (45 Seiten)
  • Pilze sind ein Reich für sich (22 Seiten)
  • Pflanzen - kreuz und quer (70 Seiten)
  • Von niederen und höheren Tieren (23 Seiten)

Diese Kapitel sind wiederum in in sich geschlossene "Projekte" unterteilt, welche dann eine konkrete Fragestellung und die Vorgehensweise zu ihrer Beantwortung behandeln.

Danach folgt ein 41-seitiges Methodenregister. Hier trifft man auf umfangreiches Know-how - von der Herstellung eines einfachen Präparates über Färbemethoden bis zu Hinweisen zu Kulturverfahren. Sehr praktisch sind die Querverweise am Seitenrand der oben genannten Projekte in diese Methodensammlung. Hierdurch werden unnötige Wiederholungen vermieden und die Übersichtlichkeit erhöht. 
Abgerundet wird das Werk durch ein umfangreiches Literaturverzeichnis.

Das Werk richtet sich in erster Linie an den Hobbymikroskopiker. Folglich sind Fragestellungen, die die Infrastruktur eines Labors zwingend voraussetzen, weitgehend ausgeklammert. Hierher gehören  beispielsweise histologische Untersuchungen, für die man z.B. ein spezielles Mikrotom benötigt. Trotzdem sind einige Projekte recht anspruchsvoll und eher für den schon erfahreneren Mikroskopiker zu empfehlen.

Das Erscheinungsbild des Buches hat mich schlichtweg begeistert. Die Verarbeitungsqualität ist hervorragend. Sämtliche Mikrofotos und Zeichnungen sind von sehr hoher Qualität und lassen das Buch zu einem ästhetischen Genuss werden. Neben Hellfeld-Aufnahmen sind beispielsweise auch viele Phasenkontrast- und Interferenzkontrast-Aufnahmen zu bewundern. Für einen Einsteiger wäre es allerdings wünschenswert gewesen, dass das verwendete Kontrastverfahren zu den Bildern auch angegeben wird.

Insgesamt ist "Das große Kosmos-Buch der Mikroskopie" meiner Meinung nach für jeden Hobby-Mikroskopiker unbedingt zu empfehlen. Persönlich kann ich dem Buch einen gewissen "Sucht-Faktor" nicht absprechen und greife immer wieder gerne zu - und sei es nur um die schönen Fotos zu genießen.

Christian Linkenheld

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