Das klassische Duchlichtmikroskop 
- für Kinder nur bedingt geeignet

 

Ist von Mikroskopen die Rede, so wird darunter meist die Bauform des  Durchlichtmikroskops verstanden. Bei diesem Mikroskoptyp wird ein dünnes Präparat, welches sich auf einer Glasplatte, dem Objektträger, befindet, von unten beleuchtet. Auf dem Präparat befindet sich in der Regel ein sehr dünnes Glasplättchen, das Deckglas. Mit dem Durchlichtmikroskop können sinnvolle Vergrößerungen bis etwa 1000x erreicht werden.

 

Strahlengang im Mikroskop
Abbildung: 
Strahlengang im Durchlichtmikroskop CH30 von Olympus 

 

 

Ein Durchlichtmikroskop ist für Kinder weniger geeignet weil:

 

  • Solche Mikroskope nur für bestimmte Präparate geeignet sind:
    Die  Beleuchtung erfolgt von unten. Untersuchte Präparate müssen deshalb transparent, also lichtdurchlässig sein. Dies trifft nur auf kleine Organismen (Einzeller) oder sehr dünne Schnitte durch pflanzliche und tierische Gewebe zu. Für diese dünnen Schnitte braucht man natürlich entsprechendes, scharfes Werkzeug (z.B. Rasierklingen!). Dass so etwas nicht für Kinderhände geeignet ist, dürfte klar sein.

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  • Die Präparate für Durchlichtmikroskope ein hohes Abstraktionsniveau haben:
    Man kann mit einem Lichtmikroskop nicht einfach beliebige Objekte aus der Umwelt untersuchen (z.B. Steine, Erde oder Baumrinde), sondern lediglich ganz dünne und durchsichtige Präparate. Diese Präparate sind aber natürlich "nicht begreifbar". Man muss schon eine Vorstellung über das jeweilige Untersuchungsobjekt haben.

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  • Das mikroskopische Bild seitenverkehrt ist und kein räumlicher Bildeindruck entsteht:  
    Selbst wenn mit den aufwendigen Binokulartuben für beidäugiges Betrachten gearbeitet wird, entsteht kein räumlicher Eindruck. Das Mikroskopieren mit Binokulartuben ermöglicht "lediglich" komfortableres und ermüdungsfreieres Beobachten.

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  • Die Handhabung recht hohe Anforderungen an die Feinmotorik stellt:
    Gute Mikroskope sind Präzisionsgeräte - und entsprechend sensibel gegenüber Fehlbedienungen. Der Abstand zwischen einem Objektiv 40x und dem Deckglas beträgt nur etwa 0.5 mm!

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  • Man für die Arbeit mit dem Lichtmikroskop wissen muss, wie das Gerät funktioniert:
    Aperturblende und Kondensor - wissen Sie, wie beide eingestellt werden müssen? Wenn ein Mikroskop ein brauchbares Bild liefern soll, dann muss es zuerst richtig eingestellt werden. Die Praxis zeigt, dass hiermit sogar erwachsene Mikroskopiker regelmäßig überfordert sind.

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  • Deckgläser und Objektträger mögliche Verletzungsverursacher sind:
    Deckgläser für die Mikroskopie sind lediglich 0.17 mm dick (oder sollten es zumindest sein). Deshalb splittern sie leicht und sind für Kinderhände meiner Meinung nach nicht geeignet. Auch Objektträger haben oftmals scharfe Kanten.
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Deshalb bin ich der Meinung, dass "richtige" Mikroskope in der Regel nicht für Kinder geeignet sind. Erst Jugendliche ab etwa 14 Jahren dürften in der Lage sein, sinnvoll mit einem Durchlichtmikroskop zu arbeiten. 

 

Wenn Sie sich trotzdem dafür entscheiden ein Mikroskop zu erwerben

 

Am Beispiel des Mikroskops Typ M 185 von Windaus soll exemplarisch dargestellt werden, welche Merkmale ein Kursmikroskop für Jugendliche aufweisen sollte.

 

Mikroskop "Typ M 185" von Windaus 
Das Gerät erfüllt die Mindestanforderungen an ein sinnvoll einsetzbares Mikroskop und kostet DM 374.- (plus MwSt)
Tubus:  Monokularer Schrägeinblick
Objektive: 4x/10x/40x
Okular: 10x
Kondensor: nicht höhenverstellbar, numerische Apertur 0,65 mit Irisblende und Filterhalter
Beleuchtung: im Fuß eingebaute 220V/20W regelbare Beleuchtung

 

Zusammenfassung:

Ich halte Durchlichtmikroskope in der Regel erst für Jugendliche ab etwa 14 Jahren geeignet. Insbesondere die Verletzungsgefahr durch splitternde Deckgläser würde mir bei jüngeren Kindern Bauchschmerzen bereiten. Wenn Sie diese Befürchtung für übertrieben halten, so empfehle ich Ihnen zunächst einmal, selbst ein Deckgläschen in die Hände zu nehmen - urteilen Sie selbst!

 

© 2001 Christian Linkenheld