Christian Linkenheld
/* Pfad durch die Lichtmikroskopie */
[ Impressum | Kontakt ]
[ Startseite von mikroskopie.de ]

 

 

 

Um die Regeln der Köhlerschen Beleuchtung überhaupt einhalten zu können müssen die Einzelglieder der Mikroskopbeleuchtung entsprechend abgestimmt bzw. dimensioniert sein. Hierbei müssen für hochauflösende Objektive große Beleuchtungsaperturen erreicht werden. Mit dem gleichen Mikroskop sollen für Objektive mit kleinem Abbildungsmaßstab zudem relativ große Objektfelder ausgeleuchtet werden können. Um beide Forderungen erfüllen zu können muss der Beleuchtungsapparat des Mikroskops bestimmte, nachfolgend beschriebene Voraussetzungen erfüllen.

Vergegenwärtigen wir uns zunächst noch einmal die gemachte Aussage, dass die Leuchtdichte von Lichtquelle und Lichtquellenbild identisch sind. Dies mag zunächst doch unglaubwürdig erscheinen, da beispielsweise beim Mikroskop durch den Kollektor ein vergrößertes Bild der Lichtquelle in die Ebene der Aperturblende des Kondensors projiziert wird. Dieses sollte dann eigentlich zum "Ausgleich" eine geringere Leuchtdichte haben (Energieerhaltungssatz). Tatsächlich ist es aber so, dass bei einer vergrößerten Abbildung der Lichtquelle der Raumwinkel, in den das Lichtquellenbild strahlt, reduziert wird. Der Raumwinkel wiederum wird durch die numerische Apertur beschrieben.

Bei der Abbildung einer Lichtquelle durch eine Linse gilt für den Lichtstrom Φ die Beziehung:

Φ = Y * L * A

Φ: Lichtstrom
Y: Größe der Lichtquelle
L: Leuchtdichte
A: numerische Apertur der abbildenden Linse

Das vergrößerte Bild einer Lichtquelle gibt nun den gleichen Lichtstrom ab, der ursprünglich ausgehend von der Lichtquelle durch die bilderzeugende Linse aufgenommen wird. Zum Ausgleich der vergrößerten Fläche strahlt das Lichtquellenbild in einen reduzierten Raumwinkel (bildseitige numerische Apertur!).

Man gelangt nun zu der Beziehung:

Φ = Y * L * A = Y' * L * A'


Y': Größe des Lichtquellenbildes
A': bildseitige numerische Apertur (= Raumwinkel in den das Bild leuchtet)

Da die Leuchtdichte einer Lichtquelle und deren Bild identisch sind gelangt man durch Streichen der Leuchtdichte zum Lichtleitwert. Hierbei handelt es sich dann um eine rein geometrische Größe.

 

Der Lichtleitwert
   

 

Beim Betrachten der obigen Darstellung könnte man letztlich doch zu dem Schluss kommen, dass es sinnvoll wäre eine fast punktförmige Lichtquelle so stark zu vergrößern, dass deren Bild formatfüllend in der Aperturblende des Kondensors entsteht. Das Bild der Lichtquelle würde dann nur in einen vergleichsweise kleinen Raumwinkel leuchten, was zunächst zweitrangig zu sein scheint. Es ist jedoch genau dieser Raumwinkel, der die Größe des ausleuchtbaren Objektfeldes bestimmt.

 

Das ausgeleuchtete Feld in der Präparatebene
   

 

Neben dem Abbildungsmaßstab der Lichtquelle ist es auch der Öffnungswinkel des Kollektors ("Kollektorapertur"), welcher den Raumwinkel der Lichtabstrahlung durch das Lichtquellenbild bestimmt.

 

Die Kollektorapertur
   

 

Der Lichtleitwert der Kombination Lichtquelle/Kollektor bestimmt somit die maximal erreichbaren Aperturen und ausleuchtbaren Felder. Angestrebt werden hierbei folgende Gegebenheiten:

  • Der Abbildungsmaßstab für die Abbildung der Lichtquelle wird so gewählt, dass deren Bild die Aperturblende auch bei der größten zur Anwendung kommenden Beleuchtungsapertur noch voll überdeckt.
  • Die Kollektorapertur wird so gewählt, dass das Objektfeld auch für Objektive mit kleinem Abbildungsmaßstab noch voll ausgeleuchtet wird.

 

Gebräuchliche Lichtquellen in der Mikroskopie sind beispielsweise Halogenglühlampen 6V/20W für einfachere Routinemikroskope oder 12V/100W für Labor- und Forschungsmikroskope. Die 100W-Halogenglühlampe besitzt im Vergleich zur 20W-Variante sowohl eine höhere Leuchtdichte, als als auch eine größere Leuchtfläche. Die 20W-Halogenglühlampe muss zur formatfüllenden Abbildung in der Aperturblende deshalb stärker vergrößert werden. Hierdurch leuchtet deren Bild natürlich in einen kleineren Raumwinkel, als dies bei der 100W-Lampe mit gleicher Apertur des Kollektors der Fall ist. Der Vorteil der "großen" 100W-Leuchte liegt deshalb nicht nur in der Erzielung höherer Beleuchtungsstärken in der Präparatebene, sondern gerade auch in der Möglichkeit größere Objektfelder auszuleuchten.

 

Wichtig:
Für jede der im abbildenden Strahlenraum befindlichen konjugierten Ebenen (Pupillen und Luken) läßt sich der Lichtleitwert bestimmen. Da der Lichtstrom - unter Vernachlässigung von Absorptions- und Streuverlusten - durch jede Ebene des Strahlenraumes gleich ist muss der Lichtleitwert für alle konjugierten Ebenen gleich groß sein.

 


Am Rande bemerkt:

Verunreinigungen im Strahlengang des Mikroskops können sehr störend sein. Das Prinzip der konjugierten Ebenen kann bei der Aufspürung derartiger Verschmutzungen hilfreich sein. Sind störende Schmutzpartikel gleichzeitig mit dem Präparat scharf zu sehen, so befinden sie sich in der Nähe einer Luke. Dies gilt mitunter auch für Staub, der sich auf der Lichtaustrittsöffnung im Mikroskopfuß - und damit in der Nähe der Leuchtfeldblende - befindet.

Spätestens, wenn man sich mit der Mikrofotografie befasst, bemerkt man zudem, dass die mikroskopische Abbildung gegenüber Verunreinigungen im Strahlengang auffallend empfindlich reagiert. Jedes Staubpartikelchen und jede Inhomogenität, die sich im optischen System hinter der Austrittspupille des Objektivs befindet wird sichtbar (Ausnahme: das betreffende Objekt befindet sich direkt in einer Pupillenebene). So mancher Mikroskopiker musste schon nach der Adaption seiner digitalen Kompaktkamera erkennen, dass sich im optischen System seiner Kamera einiges an Staub und sonstigen "Merkwürdigkeiten" befindet und dann im Mikrofoto deutlich sichtbar erscheint. Bei der herkömmlichen Fotografie bleiben diese Dinge dagegen völlig unsichtbar!

Die Ursache für dieses Ärgernis lässt sich ebenfalls über den Lichtleitwert ergründen. Wie wir sahen leuchtet das Bild einer vergrößerten Lichtquelle in einen kleineren Raumwinkel. In diesem Zusammenhang kann man auch die Präparatebene als Lichtquelle auffassen. Das Präparat wird dann vergrößert im Zwischenbild abgebildet und leuchtet in einen verkleinerten Raumwinkel. Diesen - bzw. die bildseitige Apertur A' - kann man über den Lichtleitwert berechnen und man gelangt zu dem Ausdruck:

A' = A/M    (M: Maßstabszahl = Y'/Y)

Für ein Objektiv 40:1 erhält man für eine Beleuchtungsapertur A von 0.5 :

A' = 40/0.5 = 0.0125

Der bildseitige Öffnungswinkel beträgt dann gerade ca. 1.4°. Im Mikroskop wird somit ein ein sehr kleines Objektfeld mit großen Öffnungswinkeln beleuchtet und unter Beibehaltung des Lichtstromes dann vergrößert mit sehr kleinen bildseitigen Öffnungswinkeln abgebildet. Die hierdurch auftretenden schlanken Strahlenbündel bedingen eine ausgesprochen große bildseitige Schärfentiefe. Diese Schärfentiefe verursacht nun das starke Hervortreten jeder Verunreinigung bildseitig des Objektivs.

Dieser Effekt nimmt mit wachsender Maßstabszahl zu. Deshalb ist die bildseitige Schärfentiefe beim Objektiv 40:1 trotz höherer Apertur deutlich größer als bei einem Objektiv 4:1